BEWUSST – PLANEN, BAUEN, LEBEN

Artikel 06 – Ausgabe 8-2002
Richtiges Lüften wird zur Wissenschaft
Eine Betragsserie von Michael Reisinger, Planungsbüro für gesundes Bauen

Beklagt werden in heutiger Zeit massive Schimmelbildungen in Küchen, Bädern, aber auch in Schlafräumenund Wohnzimmern. Die Gründe der Schimmelbildungliegen ursächlich in erhöhter Feuchteansammlung anProblemstellen, zu geringen Luftwechselraten und dem Nährstoffangebot organischer Substanzen am betreffenden Bauteil. Oft werden dafür alleinig zurückliegende Sanierungsmaßnahmen verantwortlich gemacht. Jedoch kann man die Ursache nicht nur in einer bestimmten Maßnahme suchen, da auch dieses Thema viel komplexer in Erscheinung tritt als es die meisten vermuten. Aus diesem Grund  werden vom Planungsbüro für gesundes Bauen in Radebeul eine Broschüre sowie Vorträge erarbeitet, in denen dieses ausgesprochen wichtige Thema allumfassend geschildert werden soll. Kurze Erklärungen oder Lüftungshinweise helfen kaum, wenn dem Nutzer der gesamte Sachverhalt nicht umfassend erklärt wird. So ist wenigen bekannt, dass eine Person in einer Stunde bei normaler Tätigkeit ca. 60g Wasser abgibt. In der Nacht beträgt dies somit fast einen halben Liter Wasser, welches weggelüftet werden muss.

Viele geben an, dass sie das ganze Jahr über morgens sowie abends lange lüften. Im Sommer halten sie sogar den ganzen Tag über die Fenster geöffnet. Dieses Verhalten ist jedoch gänzlich falsch, da Feuchteansammlungen an Problemstellen enorm begünstigt werden und es somit zu höheren Heizkosten kommt. Altbekanntes Lüftungsverhalten ist durch neue Baumethoden und Baustoffe längst überholt worden. Das Wissen, dass durch neue Putzsysteme teilweise nur noch 50% der anstehenden Sonnenenergie aufgenommen werden können oder es in Folge von Dämmmaßnahmen zu Feuchteansammlungen in der Konstruktion kommt, aber auch zu kühleren Innenwandoberflächen, wird selten berücksichtigt. Der Eigentümer hat den Vorteil, sich im Vorfeld umfassende Informationen einzuholen. Der Mieter muss sich leider in der heutigen Zeit mit falsch verstandenen Sanierungsund unwirtschaftlichen Dämmmaßnahmen sowie Fehleinschätzungen der tatsächlichen Zusammenhänge abfinden. Um keinen Schaden durch die in der Folge entstandene Feuchtigkeit zu erlangen, ist in der heutigen Zeit richtiges Lüftungsverhalten wichtiger denn je. In erster Linie betrifft es die Gesundheit. Schimmel trägt wesentlich zur Erhöhung des Krebs- und Allergierisikos bei. Gerade den Vermietern sollte es eine Pflicht sein, alle Mieter eingehend darauf hinzuweisen
oder ggf. richtiges Lüftensverhalten zu schulen. Langes Lüften führt im Winter zur Unterkühlung der Wände und bereits nach kurzer Zeit zu gleichen Luftverhältnissen zwischen Innenraum und Außenbereich. Durch diese Situation kann nicht erwartet werden, dass die kalte, an der Wand entlangstreichende Luft, noch Wasser aufnehmen wird. Der Feuchteaustausch des Lüftungsvorganges hat bereits stattgefunden, da kalte Luft ohne Erwärmung nur sehr wenig Wasser aufnehmen kann. Die unterkühlten Wände bedürfen nach dem Schließen der Fenster zudem viel Energie, um wieder ein angenehmes Raumklima zu erhalten. Richtiges und bewusstes Lüften kann jedoch gerade im Winter sehr schnell die Feuchtigkeit im Raum und im Bauwerk mindern und Heizkosten effektiver einsparen als eine Fassadendämmung selbst. Gerade Letzteres dürfte den Mieter verstärkt interessieren, da es doch auch seinen Geldbeutel betrifft.

Ein fataler Irrtum ist die Annahme, dass im Sommer die wärmere Außenluft die feuchten Innenwände abtrocknen lässt. Deshalb lassen viele oft tagelang das Fenster geöffnet. Wärmere und damit feuchtere Außenluft kann sich an den kalten Innenwänden entspannen und diese zusätzlich durchfeuchten. Viele kennen diese Erscheinung von „schwitzenden" Natursteinkellern. Die Wirkung ist also entgegen der gewünschten Absicht. Auch spielt die Fähigkeit des Wasseraufnahme- und Wasserabgabevermögens von Farben und Tapeten eine nicht untergeordnete Rolle. Die nicht zurückgezogene Gardine behindert ebenso die optimale Wirkung des Lüftungsvorganges.

Ein Beitrag von Michael Reisinger, kostenfreie Bauherrenseminare zu verschiedenen Themen des gesunden Bauens – Anfragen unter 0351- 8387089 oder info@gesundes-Bauen.com

zurück