BEWUSST – PLANEN, BAUEN, LEBEN

Artikel 09 – Ausgabe 14-2002
Der Baustoff Lehm - ältester und modernster Wandbaustoff der Welt
eine Betragsserie von Michael Reisinger, Planungsbüro für gesundes Bauen

Bewohner von alten Lehmhäusern wissen oftmals nicht, dass sie ein solches bewohnen. Wenn sie über ihr Haus sprechen, wird als erstes das gute Raumklima gelobt. In Lehmhäusern kann im Sommer wie im Winter eine fast gleichbleibende Luftfeuchtigkeit von ca. 50% gemessen werden. Für unsere Atmungsorgane sowie für unser Wohlbefinden ist eine Raumfeuchtigkeit in diesem Bereich am besten geeignet. In den meisten Wohnungen besteht ein Reizklima, d.h. zu hohe Feuchtigkeitswerte im Sommer und viel zu niedrige im Winter. Folgen von zu trockener Luft können u.a. trockene Schleimhäute oder massive Staubansammlungen im Raum sein, die vor allem unserer Lunge schaden. Gerade für Allergiker ist aufwirbelnder Staub ein Graus. Wände aus Lehm regulieren jedoch nicht nur die Feuchte, sondern helfen auch die Temperatur im Raum zu regeln. Dieser Baustoff kann im Gegensatz zu manch anderem Baumaterial einiges mehr an Energie speichern, die dann zeitversetzt wieder abgegeben wird. Aus diesem Grund ist gegenüber anderen Bauweisen im Sommer ein angenehmes Raumklima zu erwarten.

Lehm ist der älteste Baustoff der Welt und auch zugleich der modernste. Weltweit verlassen sich Menschen seit Jahrtausenden auf die positiven Eigenschaften von Lehm. Die Vorteile sind unbestreitbar: Lehm ist ein natürlicher Baustoff, mit geringem Energieaufwand gewinnbar, leicht und ohne komplizierte Techniken zu verbauen und er ist ohne chemische Umwandlungsprozesse für unsere Bauindustrie ein sehr hochwertiges Baumaterial. Nicht umsonst ist er der am meisten verbreitete Baustoff der Welt. Auch andere Eigenschaften werden gerade in unseren hochentwickelten Gesellschaft immer mehr geschätzt. So ist Lehm hautfreundlich,
löst keine Allergien aus, bindet Schadstoffe und unterstützt somit ein gesundes Raumklima.

Für viele wird der Lehmbau nur in Verbindung mit Fachwerkhäusern gesehen. Auch hat der Lehmbau längst nichts mehr mit "Müsliarchitektur" oder "Ökospinnerei" zu tun. Dafür gibt es bereits ausreichend positive Beispiele in privaten sowie in öffentlichen Bereichen. Mit Lehm, auch in Verbindung mit anderen Naturmaterialien, lassen sich nicht nur gesunde Wohnhäuser schaffen, sie können auch unter modernsten architektonischen Gesichtspunkten entstehen. Es lässt sich nahezu jede Vorstellung verwirklichen. Für Wandoberflächen bietet er in der modernen Architektur grenzenlose lebendige Gestaltungsmöglichkeiten. Bis hin zur Herstellung spiegelglatter Oberflächen sind vielerlei Techniken ausführbar. Lehmoberflächen sind viel zu schön, um tapeziert zu werden. Ihr Charme und der Oberflächencharakter würden zweifellos verloren gehen. Nicht nur für den Neubau oder für den preiswerten Selbstbau ist dieser Baustoff sehr interessant. Ein großes Einsatzfeld ist in bauwerkserhaltenden und bauwerksaufwertenden Maßnahmen sowie im Denkmalschutz zu sehen. Lehmbau wird zunehmend wichtiger und bewusster eingesetzt. Deshalb wird er verstärkt auch in Häusern, in denen Beton dominiert, eingesetzt, um deren Wohnklima nachhaltig aufzuwerten. Ebenso eignet er sich ideal zum Ausgleichen von Wandunebenheiten in alten Häusern und ist vom Laien unter Anleitung relativ einfach zu verarbeiten. Für die Verarbeitung mit modernen Baumaschinen ist er bestens geeignet. Damit wird Lehm in unserer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft immer interessanter. Beispielsweise in der Schweiz, Frankreich, Holland, Österreich und den USA wird Lehm seit Jahren weit unkomplizierter eingesetzt und geschätzt.

Neue Bauweisen und das aus wissenschaftlichen Untersuchungen resultierende neue Wissen bringen zwangsläufig das Bedürfnis hervor, Verlorengegangenes wieder neu zu entdecken und nutzbar zu machen. Was sich Jahrtausende in allen Kulturen bewährt hat, muss einfach Gutes in sich tragen. Fortsetzung folgt - weitere interessante Eigenschaften des Lehmes werden im nächsten Beitrag beschrieben.

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